Frankreich 2012: ''Warum tue ich mir das an?!''

''Ist das kalt.'' das war der erste Gedanke den ich an diesem Morgen fassen konnte. Ich hob meinen Kopf und blickte aus dem Fenster unseres Autos. Es hatte einen Großteil der Nacht geregnet. ''Gut das wir am Abend zuvor schon an die Prüfung kamen. Und uns so noch einen Parkplatz auf der geteerten Straße ergattert hatten.'' war der zweite Gedanke denn alle die erst in den frühen Morgenstunden an die Strecke kamen mussten auf einen Acker zum parken der jedoch am Abend des Vortages bereits teils unter Wasser stand und jetzt komplett geflutet war.


Im Licht der Taschenlampe suchte ich alles Notwendige was wir für den Tag brauchten zusammen und als wir zur Prüfung liefen setzte wieder leichter Regen ein.


Dann hatten wir einen guten Platz gefunden. Ein recht großer Cut über einen Acker. Wir standen auf dem offenen Feld und mittlerweile hatte es sich ein geregnet und der Wind peitschte uns den Regen in den Rücken. Meine Hosen waren nach einer Viertelstunde schon komplett durchnässt. Und es waren ja noch fast zwei Stunden bis zum Start der WP. Stoisch und mit etwas Galgenhumor hielten wir durch und ließen uns die Vorfreude auf die Rallye nicht verderben. Doch dann der Worst Case. Kurz vor Beginn der Prüfung (etwa zehn Minuten) kam ein Marshal und erklärte uns das diese Stelle nicht für Zuschauer geeignet war. Ich versuchte noch zu verhandeln aber er blieb stur. ''Okay!'' dachte ich -''Hätte er uns das nicht schon vor zwei Stunden sagen können. Immerhin hatte er uns ja da stehen sehen.''


''Toll zehn Minuten bis die WP los geht so wird das nichts mit schönen Bildern.'' Zähne knirschend verließen wir die Stelle und gingen Richtung der etwa 1,5 Kilometer entfernten Zuschauerzone. Natürlich war die brechend voll und kein Blick auf die Strecke mehr möglich, wie auch aus der keine Ahnung, zehnten Reihe. Der Regen war mittlerweile so heftig, dass es schon an die Moral ging. Und ich fragte mich. ''Warum tue ich mir das an.''


Nach den ersten Autos entschloss ich mich den ersten Durchgang an einer für Bilder völlig ungeeigneten Stelle sein zu lassen und die Zeit lieber zu nutzen, um wenigstens für den zweiten Durchgang eine gute Stelle zu suchen.


Die Stelle die wir fanden war okay. Zwar wusste ich, dass es auf der Prüfung bessere Stellen gab war mir klar aber ohne Presseleibchen war eben nicht mehr möglich. So versuchte ich das beste aus dieser Stelle zu machen und nebenbei die kleinen Momente die einen zu genießen und für die lange Winterpause zu konservieren. z.B. Yazeed Al-Rajhi der in der völlig schlammigen 90° Kurve im Anschlag quer ums Eck rutscht und das weiße Auto der Marshals mit einem einfachen Kuhfleckenmustern versah. Der Moment an diesem Morgen galt aber Sebastien Loeb der vorbei schoss und die Menge ihm zu johlte und applaudierte als hätte er Frankreich gerade zum Titel bei der Fußball-WM geschossen. Doch neben diesen freudigen Momenten es gab auch nachdenkliche Augenblicke. Etwa als ein weiteres Mal der Beifall der Fans auf brandete, für Craig Breen, der nur wenige Monate zuvor er seinen Beifahrer Gareth Roberts bei einem Unfall verloren hatte (R.I.P. JAFFA) – wie die Fans ihm ihren Respekt bekundeten war einfach beispiellos Gänsehaut pur sie applaudierten und jubelten ähnlich wie für Local Hero und Rekordchampion Loeb.


Zurück am Auto zog ich mich erst mal um. Halbwegs trocken setzte ich mich dann auf den Beifahrersitz und wir fuhren wieder in Richtung Heimat.


Ich war enttäuscht gebe ich zu. Ich war meinen selbstgesteckten Erwartungen nicht gerecht geworden. Ich schaute mir erneut meine Bilder an, aber sie wurden nicht besser, also legte ich gefrustet die Kamera beiseite und machte mir Gedanken darüber was gut gelaufen und was nicht gut gelaufen war, um aus den gemachten Fehlern zu lernen. Nach einer dreiviertel Stunde, war ich mit meiner kleinen AAR fertig. Die Enttäuschung war zwar noch nicht ganz verschwunden dennoch war ich wieder motiviert beim nächsten Mal besser vorbereitet zu sein.


Wir fuhren auf der Autobahn an Straßburg vorbei und ich sah rüber zum Münster. Etliche Besucher kommen jedes Jahr in die Stadt und sehen sich dieses weltberühmte Bauwerk an, ich auch jedoch nicht wegen des Münsters so schweifte mein Blick nach einigen Sekunden ab und ich versuchte den Zenith de Straßbourg auszumachen, weil ich wusste das sich daneben der Service des WM-Laufs befand. Dann wurde mir klar warum ich mir das an tue, weil ich genau das will, ich will auch an einem völlig verregneten Sonntag Morgen an der Strecke stehen und Rallyes fotografieren, sonst nichts! Egal wann der Wecker klingelt egal wie bescheiden das Wetter ist oder ob ich auch einem frisch umgegrabenen Elsässer Acker bis zum Knie im Schlamm versinke, solange bunte Autos an mir vorbei fahren bin ich glücklich und werde die Kamera im Anschlag halten.


Cheers Guys and Girls!


Nachtrag: Fehler dürfen gemacht werden, ABER!!!


Obwohl ich mir 2012 vorgenommen hatte nicht mehr zum WM-Lauf ins Elsass zu reisen stand ich im Jahr darauf wieder an der Strecke. NATÜRLICH!!! Diesmal lief alles wie geplant. Jeder Fehler aus dem Vorjahr war ausgemerzt. Und auch wenn ich mich geärgert hatte, waren diese Fehler wohl eine wichtige Lektion gewesen, denn seither laufen alle Veranstaltungen egal ob national oder international weit besser ab als davor. Also stimmt es wohl das man Fehler machen darf, solange man jeden Fehler nur einmal macht und daraus lernt um es beim nächsten Mal besser zu machen... L.A. 2012